Chronozentrumzeiger eines Chronographen
Es kommt immer wieder vor, dass bei der Reparatur einer Uhr eine defekte Zeigerbuchse zum Vorschein kommt. Entweder reißt der Zeiger beim Abnehmen von der Zeigerbuchse ab, wobei die Zeigerbuchse häufig zerstört wird, oder die Buchse ist eingerissen und kann nicht mehr fest aufgepresst werden.
Sehr häufig tritt dieses Problem beim Stopp-Sekundenzeiger von Chronographen auf.
Nicht immer ist die Beschaffung eines neuen Zeigers möglich, meist kann ein solcher Zeiger jedoch repariert werden.
Im vorliegenden Fall ist die Zeigerbuchse eines Chronozentrumzeigers eingerissen, hier von einem Wakmann Regate Chronographen Kaliber Lemania 1341:
Die Buchse muss ersetzt werden. Nach einem missglückten Versuch, die Risse mit dem PUK zu schweißen, wird ein Ersatz unvermeidbar.
Die alte Zeigerbuchse wird von unten in einen Stiftenkloben eingespannt und der Nietkragen wird vorsichtig mit einem Senker entfernt, ohne den Zeiger zu beschädigen.
Eine passende Zeigerbuchse ist nicht am Lager zu finden, daher muss eine passende Buchse angefertigt werden.
Anstatt ein Stück Vollmaterial komplett zu bearbeiten und zu bohren, ist es ratsam einen bestpassenden Futterdraht zu verwenden. Die Bohrung sollte ein- bis mehrere hundertstel mm kleiner sein als der Durchmesser der Zeigerwelle.
Zuerst wird die Passung für den Nietkragen gedreht. Messen ist nicht nötig, mit dem Handstichel wird der Ansatz leicht konisch gedreht und sich so an den richtigen Durchmesser herangetastet. Sobald der Zeiger leicht angesetzt werden kann, wird der Konus auf den Durchmesser der Spitze gebracht.
Ohne auszuspannen wird die Rückseite der Zeigerbuchse ebenfalls mit dem Handstichel abgedreht und anschließend abgestochen.
Dann wird der Zeiger aufgesetzt und die Zeigerbuchse vernietet. Hierbei verwendet man die Triebnietmaschine, zuerst wird mit einem Spitz-Punzen der Nietkragen etwas nach außen getrieben, anschließend mit einem größeren Kugelpunzen vernietet.
Bei der Vernietung muss mit sehr viel Gefühl vorgegangen werden, denn die feine Zeigerbuchse reist bei der geringsten Gewalteinwirkung.
Bevor der Zeiger gesetzt werden kann, wird der Bohrungsdurchmesser noch mit der Zapfenreibahle angepasst. Der Chronozentrum-Zeiger muss wegen der Rückstellkraft beim Nullstellen sehr fest sitzen, sollte jedoch auch wieder lösbar sein, ohne dass der Zeiger erneut von der Buchse abreist. Auch hierbei hat der Uhrmacher viel Erfahrung, das gefühlvolle Anpassen einer Presspassung gehört zu den normalen Fähigkeiten, die man bereits in der Ausbildung vermittelt bekommt.
Die Zeigerbuchse wird im letzten Schritt noch nachlackiert, mit dem roten Ölgeber trägt man schnell und in einem Zug den Lack auf, da dieser in so kleinen Mengen bereits nach Sekunden beginnt auszuhärten.
Hierbei sollte versucht werden, die Zentralbohrung nicht mit Farbe vollständig zu füllen, da dies nicht dem Originalzustand der Zeiger entspricht, die Bohrung ist üblicherweise nicht verfüllt.
Die Zeigerbuchse wurde bewusst erst nach der Montage lackiert, da der Lack erste nach Tagen so ausgehärtet ist, dass er beim Aufpressen der Zeiger nicht abgerieben wird.
Nun ist das Uhrwerk wieder bereit zum Einbau in das Gehäuse.
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